E-Mail

Die E-Mail im Wandel der Zeit – Von den Anfängen bis zur heutigen Bedeutung

Vieles, was früher mündlich, per Fax oder handschriftlich kommuniziert wurde, wird heutzutage als E-Mail verschickt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine E-Mail ist schnell geschrieben, erreicht unmittelbar den Empfänger (oder sogar mehrere Empfänger gleichzeitig) und ist im Vergleich zur Kommunikation auf Papier wesentlich platzsparender. Unterschiedliche Zeitzonen, die bei Telefonaten ein Problem darstellen können oder lange Versandzeiten bei Postsendungen gehören längst der Vergangenheit an. Auch der Empfänger einer E-Mail profitiert. Er kann die E-Mail und die darin enthaltenen Informationen strukturiert in Ordnern ablegen, die er nach eigenen Vorstellungen erstellt hat. Dadurch entsteht im Laufe der Zeit eine Wissensdatenbank, in der sich der Nutzer leicht zurechtfindet und die als wertvolle Informationsressource dient.

Die E-Mail ist ein Teil des täglichen Lebens und vor allem aus der Wirtschaftswelt seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken. Doch seit wann existieren E-Mails eigentlich? Wir nehmen Sie mit auf eine kleine Reise zu den Anfängen der E-Mail.

Die erste E-Mail – Wie alles begann

Die erste E-Mail verschickte der US-amerikanische Programmierer Ray Tomlinson (geboren am 23.4.1941, gestorben am 05.03.2016) im Jahr 1971. Er arbeitete für das Forschungsunternehmen Bolt, Beranek and Newman (kurz BBN) und entwickelte das Programm SNDMSG (Send Message), um Nachrichten an verschiedene Computer senden zu können, die mit dem Arpanet verbunden waren. Schon früher arbeitete Tomlinson an einem Protokoll mit dem Namen CPYNET, mit dem Dateien zwischen Computern übertragen werden konnten.

Das Arpanet – Vorgänger des Internets

Das Arpanet (Advanced Research Projects Agency Network) war ein über Telefonleitungen aufgebautes Computernetzwerk. Es wurde ab 1968 von einer Forschergruppe des Massachusetts Institute of Technology und des US-Verteidigungsministeriums entwickelt. Auftraggeber war die US Air Force, die das Ziel verfolgte, alle Universitäten miteinander zu vernetzen, die Forschung für das Verteidigungsministerium betreiben. Über das Netzwerk sollten die Universitäten in der Lage sein, Daten miteinander auszutauschen. Betreiber des Arpanet war die Defense Communications Agency (DCA), heute unter dem Namen Defense Information Systems Agency (DISA) bekannt. Aus dem Arpanet entwickelte sich in den 80er Jahren das Internet.

Er versendete die E-Mail zwischen zwei Computern, die über ein 3 Meter langes Netzwerkkabel miteinander verbunden waren. Manche Quellen behaupten, Tomlinsons könne sich nicht an den Inhalt seiner ersten Nachricht erinnern, andere Quellen behaupten, dass der Inhalt der Nachricht war, dass es jetzt möglich sei, über diesem Wege Nachrichten im Netzwerk zu verschicken. Um den Adressaten zu definieren, nutzte Tomlinson den Benutzernamen und den Computernamen des Empfängers, getrennt durch das @Zeichen. Das @-Zeichen wurde rein zufällig ausgewählt. Tomlinson war für sein Vorhaben auf der Suche nach einem Sonderzeichen, das von Entwicklern und Programmieren nicht oder kaum genutzt wurde. Übrigens enthielt die damals genutzte E-Mail-Adresse keine Endung wie .com oder .net. Es gab dafür einfach noch keinen Bedarf.

Der Versand einer Nachricht von einem Computer zu einem anderen Computer stellte einen Durchbruch in der digitalen Kommunikation dar. Denn vorher war es nur möglich, Nachrichten an seine Arbeitskollegen auf ein und demselben Computer zu hinterlassen. Dabei muss man bedenken, dass zu dieser Zeit nicht jeder Programmierer vor seinem eigenen Rechner saß. Da die Rechenmaschinen sehr teuer (und sehr groß) waren, teilten sich Mitarbeiter über eigene Accounts einen Computer nach dem Time Sharing Prinzip. Allerdings soll das Forschungsteam damals wenig beindruckt von dem Erfolg gewesen sein und verfolgte die Entwicklung zunächst nicht weiter, weil der Versand von Nachrichten innerhalb eines Netzwerks nicht Ziel des damaligen Forschungsauftrages war. Das änderte sich, als die Regierungsbehörde DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency, ebenso wie die oben genannte DISA, Teil des US-Verteidigungsministeriums) davon erfuhr. Die DARPA erkannte die Vorteile und nutzte von da an die E-Mail-Kommunikation. Der Stein kam ins Rollen.

Meilensteine der frühen E-Mail-Geschichte

QueenÜber 50 Jahre ist es nun her, dass die E-Mail erfunden wurde. Wer hätte damals gedacht, dass diese Erfindung eine Entwicklung solchen Ausmaßes und vor allem im geschäftlichen Umfeld Kommunikationsweg Nummer 1 werden würde. Nachfolgend finden Sie einige Meilensteine aus den Anfängen der E-Mail-Verbreitung:

  • 1971: Ray Tomlinson versendet die erste E-Mail.
  • 1973: Der erste E-Mail Standard, mit Funktionen wie „von“, „nach“ und „weiterleiten“ wird entwickelt.
  • 1974: Das Unternehmen Bolt, Beranek and Newman (für das Tomlinson arbeitete) veröffentlicht mit dem Telenet eine kommerzielle Version des Computernetzwerks Arpanet.
  • 1976: Queen Elizabeth II. verschickt als erstes Staatsoberhaupt eine E-Mail (aus dem Arpanet), als sie die britische Radarforschungsanstalt Royal Signals and Radar Establishment besuchte.
  • 1978: Gary Thuerk, Mitarbeiter im Marketing der Digital Equipment Corporation, verschickt über das Arpanet eine E-Mail an ca. 400 Empfänger. Die E-Mail enthält ein Einladungsschreiben für eine Produktvorstellung der neuen Computersysteme DECSYSTEM-2020, 2020T, 2060 und 2060T. Diese Nachricht gilt als erste Spam-E-Mail der Geschichte.
  • 1984: Die erste E-Mail erreicht Deutschland. Am August 1984 um 10:14 Uhr MEZ erhält Michael Rotert an der Universität Karlsruhe eine E-Mail, versendet über die US-amerikanische Plattform SNET (Computer Science Network), von Laura Breeden aus Cambridge. Der Inhalt lautet: Willkommen in CSNET! Michael, This is your official welcome to CSNET.

Die Geschichte des @-Zeichens

Das @-Zeichen wurde nicht mit der Entwicklung der E-Mail erfunden. Wie schon berichtet, erfolgte die Wahl des @-Zeichens für E-Mail-Adressen rein zufällig, weil Ray Tomlinson auf der Suche nach einem bereits existierenden Sonderzeichen war, dass von den Programmierern kaum bzw. gar nicht verwendet wurde. Doch worher kommt das @-Zeichen?

In der Typografie zählt das @-Zeichen zur Ligatur (lateinisch „ligatura“ = Band, Bündel). Es handelt sich also um einen Buchstabenverbund, genauer gesagt um einen Verbund der Buchstaben a und d. Händler vereinfachten dadurch die Schreibweise des lateinischen Wortes ad, was übersetzt „zu“ bedeutet, und kennzeichneten damit rabattierte Waren. Zum Beispiel: 3 Äpfel zu 30 Cent.

1880 wurde es auf die Schreibmaschinentastatur übernommen. Da sich die ersten Computertastaturen an denen der Schreibmaschinen orientierten, wurde das @-Zeichen auch in der IT übernommen.

Die rasante Entwicklung der IT fördert die Verbreitung der E-Mail

PCWesentliche Unterstützung erfuhr die Verbreitung der E-Mail durch die rasante Entwicklung der Computertechnologie in den 80er und 90er Jahren. Die Vorteile digitaler Datenverarbeitung und -vernetzung wurden schon in den 70er Jahren erkannt. Doch damals waren Computer aufgrund ihrer Größe und immensen Kosten lediglich in Universitäten und Forschungseinrichtungen zu finden. Erst mit der Entwicklung kleiner, leistungsfähiger und kostengünstiger Personal Computer Anfang der 80er Jahre traten immer mehr Unternehmen weltweit ins digitale Zeitalter ein. Zudem wurde Anfang der 90er Jahre das Internet für eine kommerzielle Nutzung öffentlich zugänglich gemacht. Wenig später erschien der erste kostenlose, grafikfähige Webbrowser auf dem Markt.

Heutzutage sind E-Mails ein fester Bestandteil des täglichen Lebens, ganz gleich ob in der Wirtschaft oder im Privatleben. Laut Statista (unter Berufung auf die Radicati Group: Email Statistics Report, 2022-2026) werden in diesem Jahr weltweit ca. 347,3 Milliarden E-Mails versendet und empfangen. Der US-Amerikanische Online-Job-Vermittler Zippia Inc. sowie die Online Marketing Plattform OMT haben weitere interessante Statistiken rund um die Nutzung und Verbreitung der E-Mail aufgeführt. Die originalen Beiträge können Sie hier und hier nachlesen. Nachfolgend einige der in den Artikeln genannten, aktuellen Kennzahlen:

  • Es gibt ca. 4,3 Milliarden E-Mail-Nutzer weltweit.
  • Mehr als 60 % aller E-Mails werden mit mobilen Geräten geöffnet.
  • Die durchschnittliche Öffnungsrate über alle Branchen liegt bei 17,61% mit einer Klickrate von 8,74% und einer Bounce Rate von 10,64%.
  • Mehr als 90% der Menschen zwischen 15 und 64 nutzen E-Mail.
  • 75 % aller Angestellten bevorzugen die E-Mail als Kommunikationsmittel.

Laut Statista wird der E-Mail-Verkehr in den kommenden Jahren weiter zunehmen (392,5 Milliarden E-Mails Im Jahr 2026). Die E-Mail bleibt Kommunikationsmittel Nr. 1. Die Gründe dafür sind vielfältig. Als dezentraler Dienst mit einfacher Handhabung, geringen Kosten und frei wählbaren Providern, oder dem Betrieb eines eigenen E-Mail-Servers, ist die E-Mail global akzeptiert. Die Anmeldung zu Online-Shops oder Online-Plattformen erfolgt in der Regel immer über eine E-Mail-Adresse. Newsletter und transaktionale E-Mails gehören zum täglichen (digitalen) Leben. Und auch wenn die Internetkriminalität selbst vor E-Mails keinen Halt macht (Stichwort Phishing) gilt laut der Studie die E-Mail weiterhin als verlässliches und im Gegensatz zu Social Media- oder Instant Messaging-Kanälen als vertrauenswürdiges Kommunikationsmittel. Darüber hinaus werden E-Mails sogar als rechtsverbindliche Kommunikation (Stichwort Email als Beweis vor Gericht) bewertet.

Die Nutzung alternativer Kommunikationskanäle

Mittlerweile werden neue, alternative Kommunikationskanäle (wie z.B. Messenger Dienste oder Kollaborationsplattformen) verstärkt genutzt. Eine Verdrängung der E-Mail ist dabei jedoch nicht zu beobachten. Vielmehr erfolgt eine Verschiebung bestimmter Kommunikation auf die dafür besser geeigneten alternativen Kanäle. Denn die E-Mail ist kein Werkzeug für Projektmanagement oder Social-Collaboration. Auch zur unternehmensinternen, dialogorientierten Kommunikation eignet sie sich nicht, auch wenn sie oft dafür missbraucht wird.

Durch die Entwicklung und Verbreitung von Smartphones hat sich vor allem im privaten Bereich die Kommunikation auf Messenger Dienste (wie z.B. WhatsApp) verlagert, da diese für den mobilen Gebrauch optimiert sind und sich besser für den alltäglichen Smalltalk eignen. Die Nutzung eines E-Mail-Accounts dient im Privatleben, wie oben bereits kurz erwähnt, überwiegend als Zugang zu Online-Shops, dem Empfang transaktionaler E-Mails und Newsletter sowie dem Verfassen von Nachrichten mit „offiziellem“ Charakter, z.B. der Kommunikation mit Behörden, Versicherungen etc.

Auch im Geschäftlichen Umfeld werden für bestimmte Anliegen immer öfters alternative Kommunikationswege genutzt. Kollaborationsplattformen wie Microsoft Teams beinhalten Chatfunktionen und digitale Telefonie, die Mitarbeiter für kurze Absprachen und alles, was auf dem „kurzen Dienstweg“ erledigt werden kann, einsetzen. Ebenso sind Online-Meetings oder das gemeinsame Arbeiten an einem Dokument möglich, ohne es jedem Mitarbeiter einzeln zuschicken zu müssen. Was früher der Gang ins Büro des Arbeitskollegen oder das Treffen im Meetingraum war, findet heute in Zeiten zunehmender dezentraler Arbeit digital über Kollaborationssoftware statt.

Fazit

Es bleibt abzuwarten, welchen Stellenwert die E-Mail in Zukunft noch hat. Aktuell ist sie, vor allem im geschäftlichen Umfeld aufgrund des offiziellen Charakters mit dem Stellenwert rechtsverbindlicher Kommunikation, Kommunikationsmittel Nummer 1 und wird es auch in absehbarer Zeit bleiben. Und was kommt danach?

Neben den immer beliebter werdenden Kollaborationsplattformen und Messenger-Diensten, die als sinnvolle Ergänzung zur E-Mail angesehen werden können, macht die Entwicklung virtueller Realitäten rasante Fortschritte. Welche Kommunikationsmöglichkeiten werden sich dadurch ergeben? Virtuelle Büroräume, Mitarbeiter als Avatare, die in ihren virtuellen Büroräumen sitzen und sich dort frei bewegen können, um z.B. andere Mitarbeiter-Avatare im virtuellen Meetingraum zu treffen? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch solange die Technik nicht entwickelt bzw. marktreif ist, und der Gesetzgeber noch keinen prüfenden Blick darauf geworfen hat, werden wir wohl auch in den nächsten Jahren jeden Morgen unsere Mailbox öffnen und uns über Newsletter, Spam, Reply-All und die wirklich wichtigen Nachrichten freuen und ärgern.

Sie wollen Ihre E-Mails langfristig sichern, verfügbar halten und durchsuchen? Dann schauen Sie sich das Thema „E-Mail-Archivierung“ doch einmal genauer an. In diesem Beitrag erfahren Sie welche Vorteile eine E-Mail-Archivierung bringt. Für IT-Manager in Unternehmen haben wir außerdem eine Übersicht für IT-Entscheider erstellt.



Günter Esch
25.04.2024, 19:32

Sehr schöner Artikel und Zusammenfassung der E-Mail Geschichte – Danke dafür !!

Günter Esch
SEPPmail.de

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